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Arbeitskreis film der jugend Aachen: "film der jugend" - Konvolut 44 Ausgaben 1956-1962

Dies ist ein second-hand Artikel

  Arbeitskreis film der jugend Aachen: "film der jugend" - Konvolut 44 Ausgaben 1956-1962. [Aachener Filmblätter]
  Preis: 26,95 €

Gebraucht, Ausreichender Zustand,
Heft, ~200 S.
Ollfisch, 1956
ISBN: o.A.
Lieferbarkeit: vergriffen

Land: Deutschland; Epoche: Nachkriegszeit
Lieferzeit: 3-5 Tage

Sokrates-Verkaufsrang: 10460

Ein interessantes wie seltenes Dokument der (Aachener) Filmgeschichte / Kulturgeschichte: 44 Ausgaben (davon etliche Doppelausgaben) der Aachener Filmblätter "film der jugend" aus den Jahren 1956-1962 mit vielen Rezensionen, Meinungsumfragen zu den Filmen etc. mit besonderem Fokus auf die Jugend-Problematik ("Halbstarke" etc.).
Vorhanden sind die Blätter 31-40, 59-84, 86, 94, 97-99, 101-102, 104-110 (Blatt 110 zweifach vorh.), 113, 115-118.

Im Folgenden ein paar Leseproben aus den Blättern:
1.) Ein Artikel über die Flut an (Anti-)Kriegsfilmen und die ablehnende Haltung der damaligen Jugendlichen dazu.
2.) Gute Filme, Schlechte Filme: Ein Pamphlet für eine Filmerziehung hin zu gehobenen Filmen: Marlon Brando statt Hans Albers oder Heimatfilme
3.) Die "Halbstarken": Jugendliche vs. Erwachsene in den dunklen 50er Jahren
4.) "blue jeans" - Bericht von einem Aachener Film(projekt)
5.) "Eichmann-Konjunktur": Es wird kritisiert, dass der (seriöse) Stoff um die Verhaftung und Verurteilung Eichmanns aus Sensations- und Profitgier für unseriöse Filme missbraucht werde

1.) So nebenbei gesagt: Unsere Kriegsfilme!
Kurz hintereinander erschienen auf unserem Aachener Filmprogramm Kriegsfilme, wie „20. Juli" in 2 Fassungen, Hitlerfilme, „Canaris", „Des Teufels General", „Urlaub auf Ehrenwort", 3 Teile „08/15" und viele andere.
Was sollen eigentlich solche Filme bezwecken? Sind sie etwa gedreht worden, um das Publikum die Jahre des Krieges nicht vergessen zu lassen? Als ob wir die vergessen hätten! Oder wollen sie uns nur vor einem 3. Weltkrieg schrecken?
Beide Zwecke erübrigen sich wohl, glaube ich, besonders, wenn schon die Nervenärzte klagen, daß viele Menschen noch unter Einflüssen des 2. Weltkrieges und an der Furcht vor einem dritten leiden.
Warum also die alte Wunde wieder zum Bluten bringen? Und dann sind diese Filme immer so wahrheitsgetreu oder wie es oft heißt: „Dokumente"?
Ich wenigstens glaube nicht immer daran. Oder haben Sie schon einmal gelesen oder gehört, daß man Wert darauf gelegt hat, eine Wäscherei damit zu bluffen, daß man eine „Non-Explosive-Bombe" in einen Wäscheschrank stellt? Ich glaube kaum. („Urlaub auf Ehrenwort".)
In Wirklichkeit bzw. in den Filmen ist das Soldatsein auch gar nicht so schlimm! In der Kaserne wird gesoffen, an der Front poussiert und zu Hause wieder gesoffen. An Sex-Szenen darf es natürlich auch nicht fehlen, die man sich seit 08/15 schuldig zu sein glaubt.
Oder: Da kommen ein paar Soldaten nach Hause und keine ihrer Frauen ist untreu, ein bißchen Strammstehen und „Urlaub auf Ehrenwort" kann auf die Leinwand wandern.
Oder: Ein neuer Kriegsfilm – sensationell: Der einzige SS-Mann, der darin vorkommt, hat die Nase voll von Hitler und wartet auf das Kriegsende.
Zwei unsympatische Kerle organisieren eine Widerstandsbewegung; falsche Pässe für Ausländer etc. - und wieder ist das gefräßige Publikum mit einem „aktuellen" Film gesättigt.
Summa summarum: Kriegsfilme sind nicht mehr so aktuell, höchstens für Menschen der folgenden Jahrtausende, die mühsam nach Bilddokumenten für die Kriegsgeschichte suchen.
Wenigstens sollten nur die Kriegsfilme die Leinwand betreten dürfen, die wirklich mehr sind als die „Leistungen eines Frontgockels für Anspruchsvollere".
F. Rösler
(aus: film der jugend, Blatt 33 / ca. April 1956)
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2.) TRIUMPH DES MITTELMÄSSIGEN
Von Interesse dürfte für unsere Mitglieder das Ergebnis einer Befragung von Jugendlichen sein, die in den letzten Monaten einen Teil der Filme sahen, die auch von uns gespielt wurden und Gegenstand der Beurteilung waren (siehe Filmblatt Nr. 35).
Hierbei wurden folgende (auf den ersten Blick doch wohl überraschende) Urteile
gefällt:
Föhn - 1,27
. . . reitet für Deutschland - 1,43
Der gebrochene Pfeil - 1,43
Friedrich Schiller - 1,46
Der verlorene Sohn - 1,48
So grün war mein Tal - 2,07
Viva Zapata - 2,25
Geht man davon aus, daß bei der Kritik 1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = abgelehnt gilt, so könnte man zuerst erfreut sein und sich in Sicherheit wiegen, wie gut die ausgesuchten Filme ankamen.
Mit Verlaub zu sagen, wir sind jedoch über diese Urteile ein wenig erschüttert. Hans Albers im „Föhn" an der Spitze und Marlon Brando in Kazans „Viva Zapata" am Schluß!
„So grün war mein Tal", einer der besten Filme der letzten Jahre unten an! Das ist ein starkes Stück . . . Sucht man nach Gründen für solch ein Fehlurteil, so könnte man es einmal in der Struktur des jugendlichen Publikums (z. T. Dorf, z. T. Kleinstadt) suchen.
Wir wissen zwar, daß der Besuch der Filmtheater in den Kleinstädten heute oft den der Großstädte erreicht (Lüneburg z. B. steht, wie man dieser Tage lesen konnte, an 7. Stelle in der Bundesrepublik!) Es fehlt also kaum an Filmerfahrung.
Mir scheint jedoch diese Tabelle ein erneuter Beweis dafür zu sein, daß das reine Abspielen von Filmen noch keine filmerzieherische Arbeitsleistung ist. Es muß der ernsthafte Versuch hinzukommen, mit allen nur erdenklichen und örtlich jeweils einsetzbaren Mitteln das jugendliche Publikum zu einer kritischen Haltung zu führen, den Willen zur Auseinandersetzung mit dem Gesehenen zu stärken und die Kenntnisse dafür auf eine ansprechende Weise zu vermitteln.
Zwar waren diese Urteile nur von etwa 36% der Zuschauer abgegeben worden, doch dürfen wir nicht annehmen, daß die übrigen, welche schwiegen, gewichtigere Kritiken abgegeben hätten, eher ist noch zu vermuten, daß sie, die passiven Elemente, noch mehr der Sentimentalität, der Unwirklichkeit, dem Schein und der Niedlichkeit zum Opfer gefallen wären.
Richtig, keiner der oben genannten Filme ist eine ausgesprochene Niete, aber wenn 220 Sehr gut-Urteilen für „Föhn" nur ganze drei Abgelehnt-Noten gegenüberstehen, während „Viva Zapata" von der Masse nur als Durchschnitt empfunden wird, so ist das ein Alarmzeichen für die Verantwortlichen.
Der gute Film muß eben nicht nur gezeigt, ihm muß auch zum Durchbruch verhelfen werden. Das deutsche Publikum hat nur zu oft in der letzten Zeit Beweise für seinen schlechten Geschmack gegeben, als daß man sich in Sicherheit wiegen sollte - was die Zukunft angeht...
Kel.
(aus: film der jugend, Blatt 39/40 / ca. Juli 1956)
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3.) Die „Halbstarken“
Was der Jugendliche dazu sagt:
Vor drei Jahren, also zur selben Zeit wie der Film, entstand mein nachfolgender Aufsatz mit dem Thema „Wir und die sogenannten „Halbstarken", über dessen gedrechselte Sprache ich heute teilweise lachen muß. Hat sich der „Halbstarke" also gewandelt? Hier nun mein Aufsatz: pha-
Vor Wochen und Monaten haben die Presse und der Rundfunk uns, den 16- bis 20jährigen, zum erstenmal den „ehrenvollen" Namen „Halbstarke" gegeben.
Inzwischen hat man uns so damit in den Ohren gelegen, daß das Wort seine Spitze verloren hat, wir uns gegenseitig schon mit: „Na, du Halbstarker, wie geht's?" begrüßen, und wir es keinesfalls alten Tanten übelnehmen, daß sie, wenn wir einmal mit ein paar Mädchen in Hosen und mit Pferdeschwänzen zusammenstehen und etwas zu laut lachen, mit entrüsteten Mienen auf uns weisen und sagen: „Das sind auch ein paar von diesen ‚Halbstarken'."
. . . Folgendes stimmt: Uns Jugendlichen wohnt ein großer Drang nach Freiheit und Selbständigkeit inne. Wir wollen ernstgenommen werden. Was ist schon dabei, wenn wir uns auffällig kleiden, salopp benehmen oder uns einen Spaß machen. (Ich sagte nicht „Unfug") . . .
Die Erwachsenen können nicht verstehen, daß sich in uns das moderne 20. Jahrhundert widerspiegelt, das schon nach den Sternen greift. Sie können nicht verstehen, daß wir Anteilnahme und Hilfe . . . brauchen. Nein, sie können oder wollen uns nicht verstehen.
Tanzen wir einen Boogie, so empört man sich über unsere Schamlosigkeit; stehen wir auf der Straße zu mehreren herum, dann sind wir schon Horden von Verbrechern, die hinter Gitter gehörten.
Doch auch das muß gesagt werden: Einsichtige Erzieher haben erkannt, daß es das Milieu ist, das formt, und sie haben daraus ihre Konsequenzen gezogen. Sie vermeiden . . . tunlichst die generelle Verallgemeinerung des Begriffs „halbstark".
Sie wissen, daß viele Jugendliche eine echte innere Not bewegt, viele Auswüchse auf ungesunde soziale Verhältnisse zurückzuführen sind, auf den Verfall allgemeingültiger Werte und auf die heutige Tendenz zur Vermassung.
. . . Unserem Benehmen schenkt man zu viel Beachtung ... In vielen Städten fanden Krawalle nicht statt, weil die Polizei nicht erschien. Durch Gewalt ist dieser Zeiterscheinung nicht beizukommen . . . Für die dümmste und zugleich gefährlichste Drohung halte ich folgende: „Kommt ihr erst mal zum Kommiß, da wird man euch schon ... !" . . . Nein, der Ansatzpunkt jeder Änderung ist das Elternhaus . . .
pha-
Was der Erwachsene dazu sagt:
Es ist schon einige Zeit her, daß die Zeitungen von Großstadt-Krawallen zwischen „Halbstarken" und Polizei berichteten; es ist auch schon wieder die gut aufgemachte Legende von James Dean, diesem prächtigen Schauspieler und fragwürdigen Menschen, abgeklungen; der Film hat sich (rechtzeitig!) dieses Themas bemächtigt, und es ist vielleicht wirklich schon möglich, die industrielle Mache und die echte Not bei der Frage nach den „Halbstarken" voneinander zu scheiden.
Denn - dies sei gleich vorweg gesagt —, vieles ist Spiel, Übermut, Langeweile, unbewältigte Freiheit — auf der einen Seite — und auf der anderen, bei den Erwachsenen: viel schlecht gespielte Entrüstung, Besorgnis um die eigene Autorität, die häufig auf tönernen Füßen steht, Angst vor dem „ruhestörenden Lärm", der die Sicherheit und Behaglichkeit des Lebens trüben könnte.
Jugendlichen „Drang nach Freiheit und Selbständigkeit" hat es immer gegeben; es hat auch immer die persönliche Not des Heranwachsenden gegeben, der Mühe hat, mit sich selbst und den „anderen" fertig zu werden.
Deshalb sollten wir — d. h. die Erwachsenen - die Auswüchse nicht ernster nehmen, als sie es verdienen.
Ernst nehmen sollten wir jedoch die oft unter viel Lärm versteckte Unsicherheit, Ratlosigkeit, die immer wieder vom jungen Menschen gestellte Frage nach der echten Entscheidung, dem wahren Wert, der Autorität, die auf sicherer Überzeugung, nicht auf Konvention und Konjunktur gegründet ist.
In einer Welt, in der der Erfolg alles, die echte Überzeugung jedoch nicht viel bedeutet, in einer Zeit, die den Wert des Menschen daran mißt, ob er ein Auto, einen Fernsehempfänger oder ein Eigenheim besitzt, kann der junge Mensch sich nicht wohl fühlen, selbst wenn er diese Dinge von Hause aus als selbstverständlich voraussetzt. Es ist ja nicht eigentlich soziale Ungerechtigkeit, das Gefühl, zu den Parias zu gehören, das ihn empört, es ist vielmehr gerade das Übermaß an Lebenskomfort, das Wohlbehütetsein, das Sicherheitsstreben des Erwachsenen, das ihn abstößt.
(aus: film der jugend, Blatt 75/76 / 13. November 1958)
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4.) Ein Bericht unserer Aachener „Filmleute"
Wir baten einen der Mitarbeiter an dem 8 mm Film, den wir zur Zeit drehen, um einen Zwischenbericht:
„Fräulein, möchten Sie nicht zum deutschen Schmalfilm?"
So etwa versuchten wir die ersten Schauspielerinnen für unseren Film "blue Jeans" zu gewinnen. Drei bis vier Monate angestrengten Suchens waren notwendig, um die zwanzig Darsteller zu verpflichten.
Jetzt konnte sich der Boss (gemeint ist der Regisseur und Kameramann) daran begeben, das Drehbuch zu tippen.
Im September ging es dann an die ersten Dreharbeiten. Wir wollten einen Park im Sonnenschein drehen (Hangeweiher). Da es jedoch bei unserer Ankunft zu regnen begann, wir aber den Regen nicht verscheuchen konnten, half uns nur noch eine Drehbuchänderung: „Park im Regen".
Ein anderes Mal drehten wir im Westpark. Unsere Hauptdarsteller Madelaine und Hans-Dieter „spielten" gerade eine ihrer schwierigsten Szenen, als eine Horde von etwa 15 Dreikäsehochs im Alter von vier bis acht Jahren dahergestürmt kamen und die seltenen Darbietungen mit äußerstem Interesse verfolgten, was man bei ihrem Alter unbedingt als jugendgefährdend bezeichnen mußte.
Sofort stellte der „Boss" eine Kinderverwahrabteilung zusammen, die jedoch die Masse nicht zu bändigen vermochte. So verfielen wir auf einen Trick, der oft und mit viel Erfolg in der Schule angewandt wird: Ich suchte mir die beiden Ältesten heraus, erklärte ihnen, daß sie so ungeheuer intelligent aussähen und mir doch zweifellos bei der schweren Arbeit, die dummen Kleinen fernzuhalten, helfen könnten.
Die beiden waren sofort hell begeistert und übernahmen das Amt so gründlich, daß ich mich wieder meinen eigentlichen „Pflichten" widmen konnte.
Schwieriger sind die Aufnahmen, die wir im Stadtverkehr drehen müssen. So zum Beispiel ein nächtlicher Mopeddiebstahl. Hans-Dieter erledigte das Geschäft mit so verblüffender Sicherheit, daß schon bald einige Straßenpassanten unruhig wurden und sich erst zufrieden gaben, als sie den Mann mit der Kamera entdeckten.
Der saß mitten auf der Straße und stellte die Kamera ein, sein Drehbuch diente ihm als Stuhl. Dann gab er dem Dieb ein Zeichen und dieser begann fachmännisch das Moped zu stehlen.
Plötzlich tauchte ein Wagen auf und die ganze Arbeit war umsonst, denn der Kameramann mußte schleunigst das Feld räumen. Zurück blieb nur ein zerlesenes Drehbuch. Das Drama wiederholte sich fünfmal, da bat mich der Boss erschöpft, ich möchte doch bitte die Autos für den Moment anhalten. Und das half. Endlich konnte das Moped gestohlen werden!
Wir fieberten schon darauf, den Streifen zu sehen, doch was sahen wir? Nichts! Einheitliche graue Suppe und sonst nichts. Also neu drehen, das ganze Theater zum zweiten Mal; wie oft wohl noch?
Etwas gemütlicher dagegen sind die Fahraufnahmen. Wir fuhren im offenen Wagen die Theaterstraße hinunter mit der Kamera auf dem Stativ. Langsam überholten wir eine Straßenbahn, wobei uns der Schaffner interessiert zusah. Schließlich fragte er, ob das in die nächste Wochenschau käme. Gerührt sagten wir ja und verschwanden schleunigst aus seinem Blickfeld.
Das sind so nette Kleinigkeiten, die uns zwischen den Szenen passieren. Doch so sieht natürlich nicht die ganze Filmarbeit aus. Es bekommt das Scriptgirl keine Komplexe, wenn es einmal Kindermädchen spielen muß, siehe Westpark; Hans-Dieter fühlte sich ebenso wenig auf den Schlips getreten, als er in einem Eissalon den Auftrag bekam, die Sicherungen zu beruhigen, die uns wegen der starken Scheinwerfer unermüdlich entgegensprangen, während Georg mit höchster Konzentration seine Rolle spielte.
Ja, und daß der Regieassistent zum Elektriker degradiert wurde, war ebenso unumgänglich wie die Tatsache, daß der arme Kameramann die Hauptdarstellerin schminken „mußte".
Also kurz gesagt, das Team arbeitet vorzüglich, so daß berechtigte Aussichten bestehen, daß der Film doch noch fertig wird. (Vorausgesetzt, daß das Geld reicht.)
In wenigen Monaten, in denen allerdings die Hauptarbeit, Schnitt und Vertonung, noch zu bewältigen ist, werden wir "blue jeans" aufführen können, und ich hoffe, daß wir dazu ein interessiertes Publikum vorfinden werden.
Eckart Engmann
(aus: film der jugend, Blatt 84 / 16. April 1959)
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5.) Und das vorweg Die Eichmann-Konjunktur
Vom „Prozeß des Jahrhunderts" spricht die Illustriertenpresse der Welt und meint damit - reichlich sensationell aufgebauscht - die Verhandlung gegen Adolf Eichmann in Israel.
Bereits einige Begleiterscheinungen des Prozesses und seiner Vorbereitungen erregten das Unbehagen besonnener Menschen.
Die an den Kiosken ganz nach vorne gerückten etwas grell aufgemachten Sensationsberichte über Eichmann, sein Leben und seine Verhaftung dienen bereits weniger der Volksaufklärung und Information als dem Geschäftsbeutel geschickter Schreiber und noch geschickterer Verleger.
Aber das alles ist nichts gegen das, was uns erwartet. Sind wir vor kurzem von einer kitschigen Verfilmung des Erdbebens von Agadir noch glücklich verschont geblieben, obwohl der Drehbuchstoff schon angemeldet war (Ehepaar in Scheidung versöhnt sich auf den Trümmern des Luxushotels von Agadir im Angesicht der Toten . . .) dem Erdbeben von Jerusalem, das die ganze Welt beschäftigt, entgehen wir nicht.
Als „erregender Reißer" — als die „tollste Geheimdienst-Story, die das Leben selbst schrieb" bietet sich mit plumper Geschmacklosigkeit demnächst ein Film an, der sich „Operation Eichmann" nennt.
Die Herren haben es eilig, denn die Aktualität könnte verloren gehen, und so wünschen sie sich, wie berichtet wird, telephonische Vorbestellungen.
Die Kopierwerke arbeiten auf Hochdruck, um möglichst vielen Staaten in ihrer Sprache dieses amerikanische Stück von „knisternder Spannung" und „rasantem Tempo" anzubieten.
Die Aktualität könnte leiden, aber nur vielleicht, weil ein anderer noch pfiffigerer Produzent bereits einen Film vorbereitet, der nicht die Jagd sondern den Prozeß selbst und sein Ende vorbereitet.
Wohlgemerkt, wir haben nichts gegen eine sachliche Information und auch nichts gegen die Gestaltung eines gegenwartsbezogenen Stoffes im Film - ganz im Gegenteil. Aber wenn so etwas in die Maschen eines Konjunkturbetriebes kommt, wird es äußerst bedenklich.
Es geht wie immer nur um die Ladenkasse. Heute ist es BEN-HUR und morgen Eichmann - übermorgen vielleicht De Gaulle -.
Man braucht nur im Gespräch zu sein - das andere machen die Kameraleute und noch mehr die Drehbucherflnder schon.
Es kommen noch viele Eichmanns - wir meinen Filme von ihm und wieviel es sind, das hängt nur davon ab, wie lange das Interesse wachzuhalten ist - nicht das echte Interesse als Suche nach der Wahrheit - nach den Gründen und vor allem nach den Mitteln, ein neues Versagen dieser Art zu verhindern — nein das Interesse der Sensationsgier. Was gibt der Fall her? Was kann man daraus machen?
Ein Film kommt bestimmt noch - das ist der, den Erwin Leiser aus Dokumenten dreht. Wir kennen seinen „Mein Kampf". Zur Zeit hält sich Leiser bei der Gerichtsverhandlung auf, um den richtigen Eichmann zu studieren. Nicht weil er ihn in einem Spielfilm durch einen „Star" wirklichkeitsgerecht darstellen lassen will, sondern weil man auch aus dem vorhandenen alten Material — je nachdem wie man es einsetzt und auswählt und die Akzente setzt - solche und solche „Echtheit" bieten kann. Leiser möchte ganz dicht an der Wirklichkeit bleiben. Daher nimmt er sich Zeit.
Nur täusche man sich nicht. Die Jugend steht all diesen Dingen anders als der davon noch betroffene Erwachsene gegenüber - nicht daß sie etwa - weil nationalistischer - anders denke, sondern ihr ist das alles mehr Geschichte als Geschehen.
Daher sollte man sie nicht überbelasten. Die einen tun zu wenig, die anderen zu viel. Zu viel ist z. B. Leisers „Mein Kampf" gewesen, weil in dieser Komprimierung für die jüngsten Jahrgänge nicht mehr als ein verworrenes und beängstigendes Bild entstehen konnte.
Seitdem wir „Nacht und Nebel" sahen, war das Dokument, das jeden erschüttert, geschaffen. Seitdem hat man noch sehr oft versucht, das Thema neu zu gestalten [...]
(aus: film der jugend, Blatt 107 / Mai 1961)

Zustandsbeschreibung:
44 OHefte, Seiten tlw. fleckig, tlw. verknickt, tlw. mit Kuli-Anstreichungen, eine Ecke abgerissen, unakkurat eingeheftet, ansonsten gute Erhaltung. Beigeheftet 2 entwertete Eintrittskarten der "film der jugend, aachen" von 1958 u. 1960/61.

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