homeshopneuzugängepreishitsmeinSokratesagb
 
verlagsfrische gebrauchte Bücher
log in
0 Artikel im Warenkorb

Rezension schreiben

Rabatte

Schon ab 20,- € Umsatz 1% und ab 50,- € Umsatz 2% sparen.
Bis zu 15% Rabatt auf jede Bestellung möglich!

Kostenlose Lieferung

ab 100,- €
Bestellwert

Newsletter

abonnieren
abbestellen

Gratis-Newsletter (erscheint ca.
1-2 x mtl. bei Neueingängen).
Aktuelle Ausgabe

Karsch, Walther (Hg.): Porträts

Dies ist ein second-hand Artikel

  Karsch, Walther (Hg.): Porträts. 28 Erzählungen über ein Thema
  Preis: 4,95 €

Gebraucht, Befriedigender Zustand,
Hardcover, 207 S.
Herbig, 1967
ISBN: o.A.
Lieferbarkeit: vergriffen

Land: Deutschland; Epoche: 68er
Lieferzeit: 3-5 Tage

Sokrates-Verkaufsrang: 3486

Klappentext:
28 zeitgenössische Schriftsteller schreiben ein Porträt ihrer Mitmenschen, versuchen an Menschen heranzukommen, die uns beeinflussen und die von uns beeinflußt werden, die man auf der Straße trifft oder im Café, Menschen unserer Umwelt.
Die Art, wie sie das Thema erproben, kritisch und witzig, hintergründig und analytisch, ist vielschichtig: Ilse Aichinger beschreibt eine abstrakte Figur, die seltsam mit der Wirklichkeit verbunden ist, Günter Kunert greift zur Parabel, um den modernen Menschen zu beschreiben, und Gerhard Zwerenz nimmt eine Zeiterscheinung zum Anlaß, die Lage eines konservativen Bürgers zu persiflieren.
Jeder der Autoren will auf seine Weise ein Stück Wirklichkeit bannen, einen Weltausschnitt sichtbar machen, der uns umgibt, und den wir noch nicht kannten. Zwar können wir nicht sagen, ob diese Porträts das wirkliche Bild unserer Gesellschaft widerspiegeln, oder ob die Aufnahme verwackelt ist.
Aber etwas anderes darf behauptet werden: Hier ist ein Lesebuch entstanden, das durch seine Mischung von Satire und Witz, Melancholie und ernstem Pathos fesselt. Die von Walther Karsch herausgegebene Sammlung macht in ihrerVielfältigkeit die dichterische Form unserer gegenwärtigen Erzählkunst sichtbar.

UNSER ALLTAG FINDET SEINE DICHTER
JUNGE AUTOREN WIDERLEGEN DIE THESE VON DER MONOTONIE DER MODERNEN WELT
Dem Berliner Publizisten und Schriftsteller Walther Karsch ist etwas Großartiges gelungen: Er gab unter dem Titel „Porträts" einen Band mit Erzählungen heraus, in dem sich 28 Autoren um ein und dasselbe Thema bemühen.
Das Ergebnis: Es sind all jene Thesen abgetan, in denen störrisch und monoton wiederholt wird, wie ach so öde, konformistisch und ereignislos unser Leben in der sogenannten Konsumgesellschaft sei. Das Gegenteil trifft zu.
Unser Alltag — das reize keinen Erzähler mehr, heißt es heute immer wieder. Und überhaupt teile ja jeder Schriftsteller, der etwas auf sich hält, mit den Kritikern der Gruppe 47 die Meinung, daß die Zeit des Romans, der naiven Erzählung vorbei sei.
In dem von Walther Karsch zusammengestellten Band nun melden mehr als zwei Dutzend meist jüngerer deutscher Schriftsteller ihren Widerspruch an. Sie erzählen auf zwei oder vier, sieben oder zwölf Druckseiten Alltagsgeschichten von Eisenbahnern und Kaminkehrern, Schankwirten und Rundfunkredakteuren, Pfarrern und Fahrkartenknipsern.
Wolfgang Weyrauch braucht nur vierzig Zeilen, um in seiner Kurzgeschichte „Nachbarn" zwei unauffällige alte Leute so vor uns hinzustellen, daß wir plötzlich, wie bei Johann Peter Hebel, spüren, was ein Menschenschicksal ist.
Anfangs waren die beiden alten Leute für den Erzähler „wie zwei Latten aus meinem Zaun, die waren auch da, und ich merkte es doch nicht. Aber dann, an einem Abend im September, als ich, vor dem Schlafengehen, noch einmal Luft schnappte, traf ich Frau A., allein, mit einem schwarzen Tuch um den Kopf. Ich habe nichts davon gewußt, sagte ich, sonst wäre ich zu Ihnen gekommen; wozu, fragte sie, ich weiß, daß wir drei uns gut sind, mein Mann, Sie und ich."
Es gibt auch kompliziertere Geschichten in dem wohlgeratenen Band, der sich erfreulicherweise nicht darum bemüht, einen „repräsentativen Querschnitt" durch die Arbeitsbürgerwelt von heute zu vermitteln.
Es gibt Geschichten, in denen das Alltägliche ebenso phantastisch erscheint wie das Phantastische als Wirklichkeit.
Die verschwiegene Komplizenschaft des Verbrechens, gekoppelt mit der Ambivalenz der Liebe und drohendem Konkurs, kommt in Heinz Pionteks Kurzerzählung „Pleitegeier" gut zum Ausdruck
Körnige Realitätserfahrung steckt in den Porträts von Günter Herburger und Nicolas Born, Max von der Grün, Heinz Küpper und Rolf Dieter Brinkmann.
Wo der Motor des Willens aussetzt, wo der Mensch sich von außen steuern, sich treiben läßt im Sog der Umwelt, in den Wirbeln des geringsten Widerstandes, da gerät er leicht in die Gefahrenzonen des Verbrechens, der Krankheit, des Mordes und des Selbstmords.
Einige der bereits genannten Erzähler, dazu Franz Tumler und R. W. Schnell, erfassen diese zeittypische passive Haltung sehr gut.
Zuweilen stört symbolischer Schmus, etwa bei Albert Bospers „Der Lampenverkäufer". Neue Funde glücken Hubert Fichte in einer Probe aus seinem Roman „Palette". Allerdings rückt in diesem Bereich experimenteller Prosa das Porträt von Alltagsmenschen wohl für die Mehrzahl der Leser ins Nicht- oder Noch-nicht-Wahrnehmbare.
Hätte ich einen Preis zu verteilen für das beste der 28 „Porträts" dieses Bandes — ich gäbe ihn Elisabeth Borchers für ihre Erzählung „Anton S." Die Vierzigjährige, die durch Gedichte eigener Prägung bekannt wurde, gibt Auskunft über den Schulkameraden Anton S., der nach einem „Unfall" im Krankenhaus starb. Aus eigenen Erinnerungen und Gesprächen von Menschen, mit denen der kleine Angestellte zusammen gelebt und gearbeitet hatte, ersteht schwebend und genau, in jeder Nuance das Porträt eines Zeitgenossen.
In dieser Erzählung, die von der Vorgeschichte eines Unfallselbstmords ebenso einfach und eindringlich wie behutsam-kunstvoll berichtet, steckt wie in einem guten Dutzend anderer Erzählungen dieses Bandes viel von dem Unheimlich-Untergründigen unserer sich „wohlformiert" dünkenden Gesellschaft.
Kurt Lothar Tank
WELT AM SONNTAG, Hamburg

Zustandsbeschreibung:
OPb. mit OU., dieser leicht berieben, eingerissen, mit l. Randläsuren u. Fehlstelle, Seiten l. gebräunt, ansonsten gute Erhaltung.

Ihre Meinung ist gefragt:
Schicken Sie uns eine erste Bewertung des Buchs...

Empfehlen Sie diesen Artikel weiter:
Hier können Sie Ihren Freunden eine Empfehlung dieses Artikels per Email zuschicken.

Mehr zu den Themen: deutsch, 68er

nach oben